5a. Zweischicht-System
Im Zweischicht-System werden Basislack (Farbe) und Klarlack (Schutz und Glanz) getrennt aufgetragen. Moderne Metallic- und Perleffekt-Farben können nur im Zweischicht-Verfahren lackiert werden.
Die Zweischicht-Lackierung ist in jeder Hinsicht dem Einschicht-Lack überlegen (mehr Info).
Unsere Basislacke sind immer spritzfertig, d.h. es muß keine Verdünnung zugegeben werden. Bei den Klarlacken unterscheidet man zwischen MS- und HS Klarlacken (mehr Info).
Ist mein Auto Zweischicht-lackiert ?
5a.2 Silikon entfernen
5a.6 Basislack auftragen
Vor dem Lackieren einen kleinen Schlachtplan zurechtlegen, also wo man anfängt, wie man z.B. die Radläufe macht, welche Flächen dann gefüllt werden etc. Während des Lackierens bleibt nicht viel Zeit, um über diese Fragen nachzudenken. Also einfach vorher überlegen.
Zuerst die Ecken und Kanten spritzen, evtl. den Sprühstrahl dafür etwas runder einstellen. Dann gleichmäßig und immer schön satt (beim 1. Spritzgang aber noch nicht deckend) die Flächen lackieren. Wichtig: Sprühstrahl auf senkrecht oval einstellen, 3-4 bar (HVLP entsprechend weniger), Düse 1,3-1,4mm, Pistole waagrecht immer im rechten Winkel zur Oberfläche, Abstand ca. 15-20 cm, gleichmäßige Geschwindigkeit, Bahnen immer zu etwa 1/3 - 1/2 überlappend, etwas über die Kanten hinaussprühen.
Nach der ersten Schicht etwa
- 5 min. bei lösemittelhaltigen Basislacken
- 5-15 min. bei Wasserbasislacken
warten bis der Lack abgelüftet hat und matt geworden ist. Kontrollieren, ob noch genug Farbe für den zweiten Spritzgang in der Pistole ist. Dann direkt die 2. Schicht deckend auftragen.
Wieder etwa
- 5-10 min. bei konv. Basislacken
- 15-30 min. bei Wasserbasislacken
ablüften lassen und dann mit Klarlack überlackieren. Man kann auch mit dem Auftrag des Klarlackes bis zum nächsten Tag warten, da sich dann aber überall unnötig Staub ansammelt, empfehlen wir das eigentlich nicht.
Tipp: Druckluft-Schlauch vor dem Lackieren nochmal ordentlich hinlegen, damit er nirgends hängenbleibt, denn das garantiert einen fetten Läufer (besonders an den Rädern bleibt der Schlauch sehr gerne hängen und ist dann auch durch rohe Ausdrücke nicht mehr wegzubekommen). Auch nicht drauftreten, das gibt Tröpfchenflug. Am besten den Schlauch in der linken Hand mitführen, während man mit rechts lackiert.
Technik-Hinweis Beilackieren: hier klicken
5a.9 Klarlack vorbereiten
Wenn der Basislack gut abgelüftet hat, also ganz matt geworden ist, kann direkt der Klarlack aufgetragen werden. Man kann auch eine Pause machen dann sammelt sich allerdings unnötig Staub etc. sodass es nicht zu empfehlen ist.
Den Basislack nicht schleifen, abwischen, reinigen oder sonst irgendwie berühren.
Der MS Klarlack (Medium-Solid = niedrigerer Festkörperanteil also mehr Lösemittel) wird 2:1 mit dem 2K MS Härter (also 50% zugeben) plus 10% 2K Verdünnung gemischt.
Der HS Klarlack (High Solid = hoher Festkörperanteil also niedriger Lösemittelanteil) kann ausschließlich mit dem HS-Härter gemischt werden, beim HS Klarlack kommt keine Verdünnung dazu (nachdem der Klarlack 2:1 mit Härter gemischt wurde, kann aber ebenfalls max. 5-10% 2K Verdünnung normal oder kurz zugeben werden).
Der HS Klarlack ist im Endergebnis etwas brillanter als der MS Klarlack, also richtig schön glasklar ohne Gelbstich, da hier bessere Binder zum Einsatz kommen. (weitere Info zu MS/HS)
Härter und Verdünnung "kurz" für kleine Flächen oder niedrige Temperaturen, "normal" für größere Flächen und / oder normale Temperaturen.
Den Klarlack durch ein Lacksieb in die saubere Pistole geben. Am besten kurz vorher mit Reinigungsverdünnung oder 2K-Verdünnung durchblasen und dabei gleich nochmal das Spritzbild überprüfen.
Technik-Hinweis Mattierung:
Alle unsere Klarlacke können auch stufenlos matt eingestellt, indem man unser Mattierungsmittel dazugibt. Alle Informationen zum Mattierungsmittel inkl. Mischtabelle gibts hier. In 1 bzw. 0,5 ltr. Dose erhältlich.
Beim HS Klarlack empfehlen wir allerdings unsere fertig mattierten Klarlack im Glazgrad Matt oder Seidenmatt. Bitte immer sehr gut aufrühren!
5a.10 Klarlack auftragen
Der Klarlack ist der krönende Abschluß, hier lohnt sich also erstens ein bißchen Üben und zweitens ein bißchen Sorgfalt (z.B. möglichst staubfreie Umgebung schaffen, Lackieranzug, Kappe, Handschuhe von Staub reinigen).
Wichtig allerdings: was bei den Vorarbeiten (Schleifen, Spachteln, Füllern, Silikon-Entfernen etc.) vermasselt wurde, läßt sich mit den dünnen Basislack- und Klarlack-Schichten nicht mehr ausgleichen - viel hilft also beim Klarlack nicht viel, im Gegenteil, wenns zuviel ist, bekommt man Kocher etc.
Der Klarlack wird erst an Kanten und Ecken, und dann nach kurzem Ablüften in zwei Spritzgängen schön nass und überlappend, gleichmäßig und ruhig aufgetragen.
Zwischen den Spritzgängen ca. 5-10 min. Ablüftzeit einhalten (bis der Klarlack beim Berühren leichte Fäden zieht). Düse 1,4 mm, Druck 4-5 bar bzw. entsprechend weniger bei HVLP-Pistolen.
Weitere Tipps zum Lackieren siehe Basislack 5a.6. Wenn beim Klarlack ein Läufer entsteht, kann man den teilweise beim Lackieren mit der Pistole von unten etwas "hochhalten" (nur mit Luft anblasen), oder im Bereich des Läufers noch mehr Material aufspritzen, sodass er ganz abläuft und dann am unteren Rand des Blechs mit einem fusselfreien Tuch absaugen.
Falls Viecher während des Lackierens in den Klarlack geraten, kann man mit einem Messerchen versuchen, sie herauszuholen und den Bereich nochmals überspritzen. Bei kleinen Staubeinschlüssen lieber trocknen lassen und danach beheben. Der Klarlack trocknet am besten über Nacht bei ca. 15-20°, oder im Ofen bei 60° Objekttemperatur innerhalb von 30min.
Danach können alle Teile montiert und normal angefasst werden. Wichtig: Jeder Klarlack benötigt aber je nach Temperatur bis zu 6 Wochen, um endgültig und komplett durchzuhärten. Während dieser Zeit kann man das Auto normal benutzen, sollte allerdings noch auf Waschanlagen und die Teilnahme an der Rallye Paris-Dakar verzichten.
5a.11 Sonderfall Beilackieren
Sonderfall Beilackieren:
Wenn nicht bis zur nächsten abklebbaren Kante lackiert werden soll / kann, oder wenn die Farbe nicht exakt passt (z.B. wegen Ausbleichen des alten Lackes), wird beilackiert. Dabei wird weich in den angrenzenden Bereich hinein-lackiert ("fade-in" oder "blend-in"), um eine deutliche Farbkante zu vermeiden.
Für das Beilackieren ist schon etwas mehr Übung erforderlich, meist ist es einfacher, ein ganzes Teil zu lackieren. Wir drücken die Daumen, dass es mit unserer Beilackier-Kurz-Anleitung trotzdem gut gelingt.
Letzter Arbeitsschritt geschafft
Wenn das Ergebnis nicht 100% ist sondern nur 95%: am besten lassen, meist verschlimmbessert man nur daran herum. Es ist noch kein Lackier-Meister vom Himmel gefallen aber man kann es lernen! Also: dran bleiben.
Und jetzt Prost und allzeit GOOD LACK !!
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