Lackier-Wegweiser: Selbst lackieren oder zum Profi ?

In diesem Kapitel wollen wir helfen, mit den aufgeführten Punkten diese Frage zu beantworten.

  1. Handwerkliches Geschick, Interesse und Geduld
  2. Geeigneter Raum
    - Größe
    - Staub & Dreck
    - Sauberkeit
    - Beleuchtung
    - Deckenhöhe
    - Temperatur
    - Zugluft
    - Belüftung
    - Zufahrt
    - Belästigung Nachbarn etc.
    - Ausstattung: Wasser, Toilette, Strom ...
  3. Benötigte Werkzeuge / Ausstattung
  4. Art des Projektes

2. Geeigneter Raum

Größe
Der Platz für ein Lackierprojekt kann eigentlich gar nicht zu groß sein, denn Platz braucht man für die ganzen Teile, die man so vom Auto abbaut, jede Menge. Die Fläche, die tatsächlich zum Lackieren benötigt wird, richtet sich natürlich nach dem größten Teil einschließlich evtl. nötiger Ständer, Halterungen o.ä. Zu diesen Abmessungen sollte man auf jeder Seite mindestens 1 m, besser 1,5 m dazuzählen. Diesen Platz braucht man, um nachher gut mit Pistole und Schlauch am Objekt vorbeizukommen. Wenn man immer ganz knapp am frischen  Lack vorbeimuss, bleibt man mit Sicherheit mal irgendwann hängen oder schmeisst evtl. Staub auf die frischen Flächen.

Staub & Dreck
Der größte Feind einer perfekten Lackierung. Hierunter fallen alle Sorten von Fusseln, Staub, Pflanzenblüten und -Pollen, Gebrösel von der Decke, Spinnweben, tote Mücken, fremde und eigene Haare...  – also alles, das nur darauf lauert, nach 10 Jahren Nichtstun direkt auf unsere frisch lackierte Fläche fallen zu können.
Dummerweise sind unsere Haare, Klamotten etc. ebenso voll damit wie der Raum, in dem wir arbeiten und vor allem der Boden. Optimal ist es, wenn man Wände und Boden vor dem Lackieren mit einem Sprühstrahl anfeuchten kann, das bindet den Staub. Weil das nicht überall geht, kann man sich mit dem Lackierzelt helfen, in das man auch auf dem Boden für jeden Arbeitsschritt eine neue Folie legt (die muß nach dem Schleifen des Füllers natürlich ersetzt werden, sonst wirbelt man den ganzen Schleifstaub mit den Füßen auf und bläst ihn mit der Pistole dann schön nach oben).
Optimale Lösung: Für den Decklack eine Spritzkabine in der Mietwerkstatt reservieren.

Sauberkeit
Der Raum sollte zumindest so sauber sein, dass man in der Ecke, in der man lackieren will, den Dreck und Staub rausräumen kann, und nicht immer wieder neuen Dreck reinschleppt.

Beleuchtung
Die Beleuchtung ist der zweitwichtigste Faktor nach Staub & Dreck. Vor allem beim Basislack bzw. Decklack, aber auch bei allen anderen Materialien, ist es von großerr Bedeutung, dass man genau sieht, was da auf dem Blech passiert. In dunkle Ecken kommt erfahrungsgemäß wenig Material hin, weil das gleich deckend aussieht. Trockene Stellen, die dann zu Orangenhaut etc. führen, sieht man bei schlechtem Licht kaum. Unebenheiten in der Oberfläche sind ohne gutes Licht auch kaum zu erkennen und fallen einem dann erst auf, wenn das Auto mal wieder in die Sonne kommt.
Also nicht an der falschen Stelle sparen und für eine anständige, verstellbare Beleuchtung sorgen (Tageslicht genügt in keinem Fall, das kommt meist nur von oben  - außerdem wird man garantiert nie bei Tageslicht fertig, egal wie früh man anfängt... ;-)
Gut bewährt haben sich die üblichen 500 Watt Strahler aus dem Baumarkt, aber Achtung: mit denen kann man nach dem Lackieren keinen Schönheitspreis mehr gewinnen, zumindest wenn sie im Zelt mit drin stehen – was spätestens nach dem 2. Spritzgang nötig ist, weil das Zelt den Spritznebel wegen seiner statischen Aufladung ordentlich anzieht und dann entsprechend dunkel wird. Also am besten weder Muttis Wohnzimmerlampe noch den teuersten Hightech-Strahler verwenden. Gut sind 2-3 Strahler auf dem Fußboden und 1-2 Strahler auf Stativ, dann kann man sein Lackierobjekt optimal ausleuchten.
Noch besser ist natürlich eine gleichmäßige Ausleuchtung mit vielen vielen Neon-Röhren, so wird das Lichtproblem auch in der Profi-Kabine gelöst - hat auch den Vorteil, dass man Unebenheiten im Lack schnell erkennt, weil das Licht der Röhre dann nicht mehr gerade spiegelt.

Deckenhöhe
Die Höhe sollte nicht zu groß sein, zumindest wenn man auch mit kalten Temperaturen rechnen muß (eine 5 m hohe Halle kann man einfach schlecht beheizen). Auch für das Anbringen eines „Lackierzeltes“ ist es hilfreich, wenn die Deckenhöhe nicht mehr als 3, max. 4 m ist. Die Decke sollte idealerweise eine stabile, einigermassen bröckelfreie Konstruktion sein, an die man z.B. Holzlatten für das Lackierzelt anschrauben oder sonstwie befestigen kann.

Temperatur
Unter 5°C trocknet der Lack teilweise schlecht oder auch gar nicht, was auf jeden Fall zu Problemen führt. Wenn das Projekt also im Winter stattfinden soll, sollte entweder der gesamte Raum oder zumindest das Lackierzelt beheizt werden können. Ideale Temperatur: Etwa 15-20°C (dann halt mit Kühlschrank, damit das Bier nicht so warm wird)

Zugluft
Der Raum, bzw. das Lackierzelt, sollte keinem starken Luftzug ausgesetz sein, weil sonst beim Trocknen Staub auf die frisch lackierten Flächen gelangen kann.  Vorsicht auch mit Fliegen etc., die sollten draußen bleiben müssen (komischerweise stürzen die sich nämlich kamikazemässig sofort auf jede frisch lackierte Fläche). Im Freien lackieren fällt somit aus technischer Sicht eigentlich fast weg (außer spachteln, füllern etc. oder wenn man bei höheren Temperaturen mit dem kurzen Härter und der kurzen Verdünnung arbeitet, da wird der Lack dann relativ schnell trocken). Aus Umwelt- und Nachbarschafts-Gesichtspunkten ist es aber ohnehin nicht zu empfehlen, und man kann sich mit dem Spritznebel auch ganz schön den Garagenvorplatz versauen... (erzählt man sich so :-)

Belüftung
Eine gute Belüftung ist wichtig, damit der Spritznebel, der sich nach dem Lackieren in der Luft befindet, nicht auf die frisch gespritzten Flächen fällt und dann matte Stellen oder Sprühnebel-Wolken verursacht. Ideal ist es, wenn man während dem Spritzen einen leichten Durchzug herstellen kann (nicht zu heftig wegen Staub), und dann zum Trocknen wieder zumachen kann. Noch besser ist man natürlich mit einem Lackierzelt dran, da kann man dann eine richtige Entlüftung bauen, die frische staub-gefilterte Luft ins Zelt bringt und den Sprühnebel und die Lösungsmittel schnell abtransportiert. Idealerweise wird die Luft von oben nach unten durch die Kammer oder den Raum geführt, damit der Spritznebel schon beim Lackieren nach unten verschwindet und gar nicht mehr von oben auf das Lackierobjekt fallen kann. Tipps zum Bau einer Entlüftung gibts hier.
Wenn während der Lackierarbeiten auch andere Fahrzeuge oder Gegenstände im Raum sind, die keinen Spritznebel abbekommen sollen, oder wenn noch andere Personen im Raum sind, ist natürlich für sehr gute Belüftung zu sorgen. Und im Zweifel lieber nochmal alles zudecken oder abhängen, denn der Lackiernebel setzt sich überall hin und ist sehr schlecht, von manchen Kunststoffen überhaupt nicht mehr,  zu entfernen.

Zufahrt 
Wenn man das Auto zerlegen oder größere Teile machen will, kann es ganz hilfreich sein, wenn man nicht nur mit dem Auto selbst sondern auch mal mit einem Hänger reinfahren kann.

Belästigung von Nachbarn
Lack sieht zwar toll aus, wenn er fertig ist, vorher hat er aber leider eine unangenehme Eigenschaft: er riecht und ist ungesund. In direkter Nähe eines Kinderspielplatzes ist also ein solches Lackierprojekt nicht angesagt. Durch ein Lackierzelt und die Entlüftungskiste (mit einem richtigen Filter darin) kann man das Problem so weit in den Griff bekommen, dass man kleinere Teile oder mal eine Stossstange auf jeden Fall machen kann - für größere Arbeiten sollte man sich dann halt eine Halle in einem Industriegebiet o.ä. suchen, wo man auch Platz hat, oder eine Mietwerkstatt suchen.

Ausstattung
Eine ordentliche Stromversorgung (meist genügt 230V) ist für das Licht und den Kompressor natürlich Pflicht - und für den Kühlschrank, wenn man nicht gerade warmes Bier haben will. Der Kompressor braucht beim Einschalten teilweise relativ viel Strom, den sollte man also vorher einmal testen und evtl. Ersatz-Sicherungen dabeihaben. Superpraktisch ist es, wenn man in seinem Raum Wasser hat, das braucht man immer mal wieder z.B. beim Schleifen etc. (kann man aber natürlich auch mitbringen). Und eine Toilette ist dann natürlich noch der endgültige Luxus - aber da tut´s meist auch die Tankstelle an der Ecke.